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 „Religion wird instrumentalisiert"

Der Journalist und ehemalige Ausländerbeauftrage Abdul Husseini referierte in Daun zur Islamkritik des Papstes

DAUN. (red) „Nach der Islamkritik des Papstes: Ist der islamisch-christliche Dialog noch möglich?" So lautete das Thema eines Vortrags, zu dem das Forum Eine Welt angesichts der wachsenden Spannungen zwischen dem Westen und der islamischen Welt den im Libanon geborenen Journalisten Abdul M. Husseini eingeladen hatte.

Abdul M. Husseini, langjähriger Ausländerbeauftragter des Kreises Daun, der sich in vielen Publikationen und Fernsehbeiträgen zum Thema Islam und Nahost einen Namen gemacht hat, sagte deutlich: „Einen theologischen Dialog zwischen Islam und Christentum kann es nicht geben, da beide Religionen einen Anspruch auf Wahrheit erheben." Daher, so Husseini, sei die in der Regensburger Vorlesung geäußerte Kritik des Papstes am Islam ehrlicher als die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil praktizierte Haltung, die die Möglichkeit eines solchen Dialogs suggeriert habe. Die jahrhundertealten Spannungen zwischen Islam und Christentum seien in den letzten Jahrzehnten lediglich verdrängt worden - im Interesse einer politischen Annäherung: So setzte und setze sich der Vatikan zum Beispiel für einen gerechten Frieden im Nahen Osten und gegen den Irakkrieg ein. Durch die offene Kritik am Islam sei Papst Benedikt XVI. jedoch das Risiko eingegangen, die bestehenden Spannungen zu verschärfen. Husseini: „Dieser Konflikt ist viel gefährlicher und emotionsbeladener als der Streit über die Prophetenkarikaturen."

Zweierlei ist nach Ansicht des Referenten weder in der Regensburger Vorlesung noch in der Diskussion danach ausreichend berücksichtigt worden: Erstens sei dem Islam ebenso wenig wie dem Christentum die Gewalt immanent. Im Koran ließen sich sowohl Belege für wie gegen die Befürwortung einer gewaltsamen Verbreitung des Islam finden, und auch in der Geschichte der islamischen Expansion sei keinesfalls mehr Gewalt als beispielsweise bei der Eroberung Lateinamerikas oder den Kreuzzügen im Spiel gewesen.

Husseini: „Während des arabischen Kalifats hat ein fruchtbarer kultureller Austausch mit Byzanz und anderen christlichen Staaten stattgefunden." Zudem seien Christen und Juden nicht verfolgt worden.

Zweitens sei es falsch anzunehmen, der Islam habe ein negatives Verhältnis zur Vernunft. Unter Hinweis auf die irrationale Ideologie heutiger Islamisten sagte Husseini: „Die gegenwärtigen Probleme der islamischen Welt liegen nicht in der Religion, sondern in den Diktaturen begründet, die die materielle und geistige Entwicklung ihrer Gesellschaften bremsen und auch eine freie Entwicklung und Reform der islamischen Lehre verhindern."

mh/har

Trierischer Volksfreund, 6. 11. 2006