FORUM EINE WELT

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Holocaust-Gedenktag im Rathaus Gerolstein -
„Das Unbeschreibliche beschreiben“

 

Foto: Alwin Spoo: Nachdenklichkeit beim Holocaust-Gedenktag in Gerolstein

 

Gerolstein (boß) Zu einem nachdenklichen und stimmungsvollen Abend hatte die Initiative „FORUM EINE WELT e.V.“ in den Sitzungssaal der VG Gerolstein eingeladen. Stadtbürgermeisters Karl-Heinz Schwartz erinnerte an die Gräueltaten des NS-Regimes und wies auch auf das Schicksal der Juden Gerolsteins während des Dritten Reiches hin. Gastredner Georg Mertes vom Föderverein „Dokumentations- und Begegnungsstätte KZ Hinzert“ schilderte das qualvolle Leben und Sterben der Lagerinsassen im KZ Hinzert.
Eine Auswahl an Texten aus Büchern von zeitgenössischen Autoren wie Elie Wiesel, Imre Kerte’sz, und George Tabori, vorgelesen von Brigitte Blinn und Klaus Heller, zog die Zuhörer in ihren Bann. Im Lesevortrag der Schülerin Amaia Olea „Wir Kinder von Bergen-Belsen“ von Hetty Verolme wurde aber auch eine Geschichte erzählt, die zum Schmunzeln anregte.
Mit getragenen und heiteren Weisen aus dem Jiddischen wurde der Abend vom Regino Klarinettentrio aus Prüm unter Leitung von Thomas Rippinger musikalisch umrahmt. Barbara Spoo interpretierte mit einem Flötensolo einfühlsam die Komposition „Schattenland“ von Friedrich Leufgen, die an diesem Abend ihre Uraufführung erlebte. Gleichfalls von Leufgen stammte das Flötensolo mit Rezitation „Trauerfarbene Seele – trauerfarbenes Land“.

Alwin Spoo

input aktuell, 28. 1. 2006

 

Wider das Vergessen
Gedenkveranstaltung im Gerolsteiner Rathaus

GEROLSTEIN. (red) "Für viele Jugendliche und Erwachsene sind Nationalsozialismus und Judenverfolgung Vergangenheit und ohne Bedeutung für die Zukunft", meinte Christa Karoli, stellvertretende Vorsitzende des Forums Eine Welt, bei der Eröffnung der Gedenkveranstaltung für Opfer des Nationalsozialismus in Gerolstein.

Dies sei, so Karoli, aber ein Irrglaube: "Die Vernachlässigung dieses Themas fördert das Erstarken von Rassismus und Rechtsextremismus." Von der "Notwendigkeit, alles zu tun, um eine Wiederholung des schrecklichen Geschehens zu verhindern", sprach auch Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz. Er erwähnte in diesem Zusammenhang die vom Forum Eine Welt zusammengestellte Dokumentation über die Gerolsteiner Juden, die in Kürze als Buch unter dem Titel "Gegen das Vergessen. Das Schicksal der Gerolsteiner Juden" erscheinen werde.

Dass das Netz der nationalsozialistischen Konzentrationslager bis in unsere Region reichte, war vielen Menschen wenig bekannt. Über das Sonderlager Hinzert bei Trier informierte Georg Mertes vom "Förderverein Dokumentations- und Begegnungsstätte ehemaliges KZ Hinzert". Mehr als 13 000 Männer aus über 20 Ländern seien in dem SS-Sonderlager unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert gewesen: Obwohl die Unterkünfte und die Verpflegung nur für etwa 500 Häftlinge berechnet waren, vegetierten durchschnittlich 1000 Gefangene in diesem Lager. Mehrere hundert Menschen seien ermordet worden. Im vergangenen Dezember wurde das neue Dokumentations- und Begegnungshaus fertig gestellt.

Von Brigitte Blinn, Amaia Olea und Klaus Heller wurden Bücher vorgestellt, in denen sich Überlebende des Holocaust oder deren Nachkommen mit dem Genozid beschäftigen. Brigitte Blinn las Auszüge aus dem "Roman eines Schicksallosen" von Imre Kertesz, der aus der Perspektive eines staunenden Kindes über seine Erlebnisse in Auschwitz berichtet, sowie aus Gila Lustigers Buch "So sind wir".

Die 13-jährige Amaia Olea hatte sich einen Textauszug aus Hetty Verolmes Roman "Wir Kinder von Bergen-Belsen" ausgewählt, Klaus Heller zeigte am Beispiel von George Taboris "Mutters Courage", dass der SS-Terror durch das sprachliche Mittel der Komik keineswegs gemildert wird.

Texte und Musik regen zum Nachdneken an

Zu Beginn der Lesung hatte Klaus Heller das Leitwort der Gedenkveranstaltung "Das Unbeschreibliche beschreiben" erläutert. Die Veranstalter hätten dieses Leitwort gewählt, um damit anzudeuten, dass die künstlerisch-literarische Beschäftigung mit dem Holocaust auch über 60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz immer noch kontrovers diskutiert werde. Er zitierte unter anderem Adornos Satz von der "Unmöglichkeit, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben". Auch der musikalische Teil der Gedenkstunde folgte unterschiedlichen Formen. Während das Regino-Klarinettentrio unter der Leitung von Thomas Rippinger eher heiter-melancholische jiddische Musik gewählt hatte, trug Barbara Spoo zwei Kompositionen von Friedrich Leufgen vor, die von einer bedrückenden Schwermut geprägt waren.                                                                                                                                 BP/api

Trierischer Volksfreund, 31. 1. 2006


Weitere Bilder von der Gedenkveranstaltung

Christa Karoli eröffnet die Gedenkveranstaltung. (Im Vordergrund: das Regino Klarinettentrio).
 
Barbara Spoo (Querflöte).
Am Lesetisch: Brigitte Blinn, Amaia Olea und Klaus Heller
 
"Trauerfarbene Seele - trauerfarbenes Land": Nadja Drlic (Rezitation) und Barbara Spoo (Querflöte)

(Fotos: Alwin Spoo)

 

Regino Klarinettentrio unter Leitung von Thomas Rippinger
 
Christa Karoli (Forum Eine Welt) bei der Eröffnung
 
Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz
 
Georg Mertes (Förderverein Dokumentations- und Begegnungsstätte ehemaliges KZ Hinzert)
 
Barbara Spoo
 
Barbara Spoo (Klarinette), Friedrich Leufgen (Komponist), Nadja Drlic (Rezitation)

(Fotos: Klaus Heller)