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Experte berichtet über die Kehrseite der Globalisierung

Experte berichtet über die Kehrseite der Globalisierung

Mit der "Kehrseite der Globalisierung" hat sich der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Pedro Morazán vom Südwind-Institut für Ökonomie und Ökologie in einem Vortrag im Forum Daun befasst. Eingeladen hatte das Forum Eine Welt.

Mit der "Kehrseite der Globalisierung" hat sich der Wirtschaftswissenschaftler Dr. Pedro Morazán vom Südwind-Institut für Ökonomie und Ökologie in einem Vortrag im Forum Daun befasst. Eingeladen hatte das Forum Eine Welt.  

Pedro Morazán. Foto: Forum Eine Welt

Daun. (red) Das Südwind-Institut befasst sich nicht mit Projekten in den Entwicklungsländern, sondern folgt dem Grundsatz, dass die Ungerechtigkeiten in den Beziehungen zwischen den Industriestaaten und den Ländern des Südens nur durch Strukturveränderungen in den reichen Ländern beseitigt werden können.
 
Die Globalisierung sei kein Naturgesetz und kein unabänderliches Schicksal, sondern Menschenwerk und könne also auch in ihrer Zielrichtung verändert werden, sagte Pedro Morazán bei seinem Vortrag in Daun. Dabei sei zu berücksichtigen, dass die Globalisierung eine Entwicklung mit unterschiedlichen Dimensionen sei. Dazu gehörten die Fortschritte in der Informationstechnik ebenso wie die Liberalisierung des Welthandels, die weltweite Ausbeutung der Lohnarbeit, der Trend zur kulturellen Hegemonie des Westens und die fortschreitende Umweltzerstörung und Klimaveränderung.
 
Ökonomisch gesehen befinde sich die Weltwirtschaft im Übergang vom Industriekapitalismus zum "reifen" Kapitalismus, der durch einen Überhang an Geldkapital gekennzeichnet sei: Das Geld vermehre sich in wenigen Händen schneller als die Anlagemöglichkeiten.
 
Dies führt laut Morazán zu einem wachsenden Druck auf die Unternehmen der Realwirtschaft und den Staat, was wiederum zur Zunahme ungeschützter Arbeitsverhältnisse und Sozialabbau zur Folge habe und den Staat zu weiteren Privatierungs- und Deregulierungsmaßnahmen veranlasse. Das Ergebnis seien noch höhere Profite der Großanleger und wachsende Staatsverschuldung und politische Destabilisierung.
 
Morazán kritisierte, dass Auf globaler Ebene die armen Entwicklungsländer durch die gegenwärtige Weltwirtschaftsordnung und das internationale Finanzsystem benachteiligt würden. Nicht selten seien die Länder des Südens Opfer von geopolitischen sowie Handels- und Finanzstrukturen, die die Ungleichheit verschärften.
 
Abschließend stellte Morazán die Frage, was geschehen müsse, damit sich die Situation zum Besseren wende. Drei Forderungen müssten im Vordergrund stehen: Erstens müssten Spekulationsgeschäfte wirksam kontrolliert werden. Zweitens müsse ein neues Wechselkurssytem zur Stabilisierung der Märkte eingeführt werden. Drittens verlangte Morazán eine Re-Regulierung der Weltmärkte.
 
Mehrere Zuhörer forderten ein wesentlich härteres Vorgehen gegen die Spekulanten. Notwendig sei eine wirklich effiziente Gegenmacht, die den Akteuren der Globalisierung und den sie stützenden Politikern auf die Finger schaut.
 

Trierischer Volksfreund, 1.10.2010