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Integration als Lernprozess

Integration als Lernprozess

Der Publizist und Journalist Abdul Husseini aus Prüm hat auf Einladung des Forum Eine Welt e.V., des Caritas-Migrationsdienstes und der Ausländerbeauftragten bei einem Vortrags- und Diskussionsabend in Daun die Integration von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen als Lernprozess bezeichnet. Zuhörer ergänzten seinen Vortrag mit Beispielen aus dem Landkreis Vulkaneifel.

Der Publizist und Journalist Abdul Husseini aus Prüm hat auf Einladung des Forum Eine Welt e.V., des Caritas-Migrationsdienstes und der Ausländerbeauftragten bei einem Vortrags- und Diskussionsabend in Daun die Integration von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen als Lernprozess bezeichnet. Zuhörer ergänzten seinen Vortrag mit Beispielen aus dem Landkreis Vulkaneifel.

Daun/Prüm. (bb) "Ein sehr komplexes Thema", fasste Klaus Heller, Dreis-Brück, Moderator und Sprecher des Forums Eine Welt, den Vortrag von Abdul Husseini, und die Erfahrungsberichte einiger Zuhörer zum Veranstaltungsende zusammen.

Negatives Islambild erschwert Integration von Muslimen

Eröffnet hatte Abdul Husseini - als erster Ausländerbeauftragter des Landkreises Vulkaneifel (1994 bis 2000) in Daun lebend, heute als freischaffender Journalist und Publizist in Prüm tätig - mit der "guten Botschaft", dass Deutschland seine Rolle als Einwandererland angenommen habe. "Bis Ende der 90er Jahre war das ein Tabu", erklärte Husseini. Integration bedeute nicht, die deutsche Kultur anzunehmen und Deutsch zu sprechen. "Es ist ein Lernprozess", sagte er und beleuchtete exemplarisch die Situation der rund 3,5 Millionen Muslime unter den mehr als 15 Millionen in Deutschland lebenden Menschen fremder Abstammung. Das negative Islambild erschwere ihre Integration, erklärte Husseini mit Blick auf die im Verhältnis zur Gesamtzahl wenigen Fälle von Zwangsehe, Ehrenmord und Terrorismus. Problematisch sei die vielfach geübte Gleichsetzung von Islam und Islamismus. "Das schafft Misstrauen", sagte er.

Schule wichtigster Ort für Jugendliche

Der wichtigste Ort für die Integration sei die Schule, betonte der Referent und appellierte, die Menschen aus den fremden Kulturen unabhängig von ihrer Religion und ihrer Nationenzugehörigkeit zu sehen und zu behandeln. Parallelgesellschaften zu fördern sei keine gute Lösung, räumte er ein.

Zu den Teilnehmern der Veranstaltung gehörte die Ausländerbeauftragte Tukta Sureeporn Schwarz. Sie berichtete, dass im Landkreis Vulkaneifel etwa 2000 Menschen aus knapp 100 Nationen lebten. "Manche möchten in ihrer eigenen Kultur bleiben, andere sind offen und wünschen sich, dass ihre Kinder sich nicht fremd fühlen", sagte Schwarz, die seit einem Jahr im Amt ist.

Die Leiterin des Dauner Hauses der Jugend, Julia Küker, forderte, statt von "Integration" von "interkulturellem Lernen" zu sprechen. Sie beobachte, dass gerade bei den Jugendlichen die Sprache die größte Barriere darstelle. "Und wenn dann noch eine Fremdsprache hinzukommt, geben sie oft ganz auf", sagte sie.

Von durchweg positiven Erfahrungen mit der Integration von türkischen Kindern in ihrer Zeit als Leiterin der Grundschule Lissendorf sprach Gisela Meyer. "Allerdings hätte ich mir von der Schulbehörde mehr Unterstützung zur individuellen Förderung gewünscht", sagte sie.

Die Kinderärztin Hildegard Slabik-Münter empfahl den zugewanderten Eltern den Ratgeber von Elke Burkhardt Montanari: "Wenn Kinder mehrsprachig aufwachsen" (im Buchhandel erhältlich). Christine Runge wies auf den Film "Die Fremde" hin, der demnächst in ihrem Kino gezeigt werde. Darin werde das Dilemma einer türkischen Familie in Deutschland eindrucksvoll thematisiert, sagte die Betreiberin der Eifel-Film-Bühne Hillesheim.  

Trierischer Volksfreund, 24. 3. 2010