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Einwanderer freuen sich aufs heimische Essen

Menschen aus 80 Nationen leben im Vulkaneifelkreis  –  Fest in Gerolstein zum Internationalen Tag der Migranten

Sich als Einwanderer in der Eifel zurechtzufinden, ist nicht immer einfach. Damit die Menschen einen besseren Start haben und ein bisschen Heimatgefühl bekommen, kümmern sich die Ausländerbeauftragte des Landkreises Vulkaneifel und das "Forum Eine Welt" um sie.

Von unserer Mitarbeiterin Nadija Drlic

Ob Couscous oder Pierogi: Viele Einwanderer vermissen das heimische Essen in Deutschland. Tv-Foto: Nadija Drlic  

Daun/Gerolstein. 2348 Migranten aus 80 Nationen (Stand heute) leben im Vulkaneifelkreis, die meisten kommen aus der Türkei, Polen und Russland. Sind die Einwanderer erst mal angekommen, tauchen im Alltag Tausende Fragen auf. "Manche rufen mich an und wollen einfach nur wissen, wo sie die gelben Säcke herbekommen", erzählt Tukta Sureeporn-Schwarz. Die gebürtige Thailänderin ist seit 2008 Ausländerbeauftragte des Landkreises Vulkaneifel. Gemeinsam mit dem Forum Eine Welt und dem Caritas-Migrationsdienst versteht sie sich als erste Ansprechpartnerin und organisiert Feste und Treffs. So wie das thailändische Vatertagsfest heute im katholischen Pfarrheim St. Anna in Gerolstein. Ein kleines Bühnenprogramm mit original thailändischen Tänzen und heimischem Essen sollen nicht nur die Kultur vermitteln, sondern auch für entspannte Stimmung sorgen. "Gerade das Essen aus der Heimat ist es, was die meisten in Deutschland vermissen", sagt Sureeporn-Schwarz. "Wenn wir unsere Veranstaltungen haben, gehört das deshalb immer dazu. Viele bringen dann auch etwas mit oder kommen sogar nur deshalb."
Die Feste sind gleichzeitig Job- und Kontaktbörse. Die Besucher kommen sogar aus Trier oder Köln. "Mit festen Terminen hatten wir keinen Erfolg", zieht die Ausländerbeauftragte Bilanz. "Die Leute arbeiten zu unterschiedlich oder haben keinen Führerschein. Das klappt nicht."
Besonders am Herzen liegt Sureeporn-Schwarz und dem "Forum Eine Welt" aber auch die Integration der Migrantenkinder. Laut einer aktuellen Vodafone-Studie werden die Kinder in der Schule oft aufgrund ihrer Herkunft schlechter bewertet als ihre Mitschüler - auch wenn die Leistung gleich ist. Unterstützung kommt von einer pensionierten Lehrerin aus Dreis. Sureeporn-Schwarz: "Sie hat sich angeboten, den Kindern Nachhilfe in deutscher Grammatik zu geben. Denn oft sprechen sie zwar schon gut Deutsch, können aber nur schlecht schreiben und bekommen deswegen in allen Fächern schlechte Noten."

·      Das thailändische Vatertagsfest beginnt heute, Samstag, 17. Dezember, um 12 Uhr im katholischen Pfarrheim Gerolstein.

EXTRA

Zum Internationalen Tag der Migranten am 18. Dezember hat das Bundesamt für Statistik neue Zahlen veröffentlicht: 2010 lebten in Deutschland 10,6 Millionen Migranten, im Schnitt seit 21 Jahren. Mit 1,5 Millionen Zuwanderern ist die Türkei das wichtigste Herkunftsland, gefolgt von Polen (1,1 Millionen) und der Russischen Föderation (1,0 Millionen). Fast die Hälfte hat die deutsche Staatsbürgerschaft. nd

Trierischer Volksfreund, 17. 12. 2011


Ein Stück Heimat am Vatertag

Kultur und Kulinarisches aus dem thailändischen Königreich im Gerolsteiner Pfarrheim St. Anna

In Gerolstein haben die Thailänder aus der Region ihr traditionelles Vatertagsfest gefeiert. Viele Menschen aus dem Vulkaneifelkreis besuchten die bunte Veranstaltung.

Von unserem Mitarbeiter Vladi Nowakowski 


Das traditionelle thailändische Vatertagsfest ist ein Ohren-, Augen- und Gaumenschmaus. Neben exotischen Speisen
begeisterten vor allem die klassischen Tanzdarbietungen das Publikum. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Gerolstein. "Es leben nur rund 40 Thailänder in der Vulkaneifel - die meisten sind Frauen", sagt Sureeporn Schwarz, die Ausländerbeauftragte des Kreises. Zum Vatertagsfest, das traditionell am Geburtstag König Bhumibols begangen wird, laden die Ausländerbeauftragte, das Forum Eine Welt und der Caritas-Migrationsdienst jährlich in das Pfarrheim St. Anna ein.
In Thailand ist der "Wan Phor" genannte Ehrentag der Väter ein riesiges Fest, und so wird auf der anderen Seite der Welt, in Gerolstein, alles aufgeboten, was den Gaumen und das Herz erfreut: Exotische Speisen, klassische thailändische Tänze und die landestypische Musik.
Während es draußen vor den Fenstern auf Gerolstein herunterschneit, herrscht in der Halle asiatisches Postkartenidyll, das den Winter vergessen lässt. "Es ist oft kalt in Deutschland", sagt Rattanaporn Finken. "Und nass." Die 33-Jährige lebt seit 10 Jahren in der Eifel und kann sich nicht ganz mit dem hiesigen Wetter anfreunden. "Aber die Menschen hier sind toll - und wir haben sehr nette Nachbarn."
Es fällt auf, dass unter den Frauen aus Thailand nur ein Mann aus dem Königreich am Tisch sitzt. "Viele hier sind mit deutschen Männern verheiratet", sagt Sureeporn Schwarz, die alle nur "Tukta" nennen. "Und wir haben viel mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass sich daraus ergibt."
Auch Christa Karoli vom Forum Eine Welt und Michael Fasen vom Migrationsdienst der Caritas kommen darauf zu sprechen: "In den Köpfen hat sich das Bild der fügsamen Frau aus Thailand festgesetzt, die von ihrem deutschen Mann ‚importiert\' wird", sagt Karoli. "Doch das ist längst nicht immer der Fall." Unter den Frauen seien zum Beispiel auch ausgebildete Ingenieurinnen, die ihren Mann während ihres Studiums in Deutschland kennengelernt haben. Edgar Foltin ist seit 24 Jahren mit seiner Frau Suphaporn verheiratet. "Und ich habe sie in Berlin kennen gelernt", lächelt der 52jährige. "Erst später habe ich Thailand besucht - mittlerweile war ich 38 Mal dort."

Gute Stimmung, scharfes Curry


Im Pfarrheim steigt indessen mit jeder Tanz-Aufführung die Stimmung und die leckeren Thai-Spezialitäten finden reißenden Absatz. "Das ist ein bisschen scharf", lächelt Thongsuk Molitor, die seit 17 Jahren in Deutschland lebt und hebt eine Portion Hähnchen in Currysoße auf den Teller. "Aber nicht so scharf, wie wir es in Thailand zubereiten." Sie freut sich schon lange auf den heutigen Tag, denn viele ihrer Freundinnen leben weit voneinander entfernt und sehen sich selten. "Das ist ein wichtiger Aspekt an unseren Veranstaltungen", sagt Michael Fasen vom Migrationsdienst. "Es geht um den Kontakt zu Einheimischen, aber unbedingt auch um den Kontakt untereinander."
An diesem Tag ist das Pfarrheim St. Anna in Gerolstein ein Stück thailändische Heimat.

EXTRA: WAN PHOR

In Thailand wird der Vatertag Wan Phor genannt und ist ein landesweiter Feiertag. Er wird zum Geburtstag von König Bhumibol Adulyadej, dem 5. Dezember, begangen. An diesem Tag werden "hervorragende Väter des Landes" (in wechselnder Anzahl) ausgezeichnet. Im Jahr 2004 waren es 327 Väter. Sollte der 5. Dezember auf einen Sonntag fallen, so wird der Vatertag am folgenden Montag unabhängig vom Geburtstag des Königs gefeiert. Seit dem 24. Juni 1932, als eine Gruppe im Westen ausgebildeter Offiziere und Beamter einen Staatsstreich unternahmen, ist Thailand eine konstitutionelle Monarchie. Staatsoberhaupt ist seit 1946 König Bhumibol Adulyadej. Thai empfinden für ihre Königsfamilie eine Hochachtung, die westlichen Besuchern für die heutige Zeit fast unangemessen erscheinen mag. Denn Respekt muss nicht nur den Mitgliedern der Königsfamilie persönlich, sondern auch allen ihren Porträts bezeugt werden. Dass man mit thailändischen Banknoten nicht verächtlich umgehen darf, weil sie das Konterfei des Königs tragen, kann man inzwischen in fast jedem Reiseführer über das Land nachlesen. now

Trierischer Volksfreund, 19. 12 2011

Fotos vom Thailändischen Vatertagsfest