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Es wird bunt, es geht rund
Nach Genehmigung einer überregionalen
Wahlkampfveranstaltung der AfD in Gerolstein
formiert sich breiter
gesellschaftlicher Widerstand. Die
Gegendemonstranten lassen sich einiges einfallen
VON MARIO HÜBNER
Ganz kleiner Vorgeschmack auf Gerolstein: Beim
Wahlkampfauftritt eines AfD-Landespolitikers in
Daun diese Woche
haben sich spontan einige Protestler zur
Gegenkundgebung getroffen.
TV-FOTO: STEPHAN SARTORIS
GEROLSTEIN
Die Kirmes ist dann
zwar rum, aber am Freitag, 4. August,
wird es wohl noch mal in Gerolstein
rundgehen. Denn dann hat
die Alternative für Deutschland
(AfD) die
Stadthalle Rondell für einen
Wahlkampfauftritt gebucht.
Unter
anderem werden die stellvertretende
Bundesvorsitzende Beatrix
von Storch und die Spitzenkandidatin
für die Bundestagswahl,
Alice Weidel,
sprechen.
Das betont auch
Gerolsteins
Stadtbürgermeister
Friedhelm
Bongartz (CDU). Er sagt: „Nach
eingehender rechtlicher
Prüfung
bin ich mit den Fachleuten aus der
Verwaltung zum Schluss gekommen:
Die Stadt Gerolstein hat den
Antrag der AfD zur Nutzung des
Rondells zu genehmigen. Ob es uns
passt oder nicht." Grundlage sei,
dass die AfD eine politische Partei
ist, die das Recht auf Meinungsfreiheit
und politischer Darstellung
besitzt, dem Landtag Rheinland-Pfalz
angehört und auch zur Bundestagswahl
zugelassen ist.
In der öffentlichen Diskussion
und vor allem auch in den sozialen
Netzwerken sieht sich Bongartz
nun Anfeindungen ausgesetzt -und
dem Vorwurf, er habe der AfD
eigenmächtig und im Alleingang
den roten Teppich ausgerollt. Das
weist er entschieden von sich: „Ich
habe es natürlich nicht alleine entschieden,
sondern den Stadtrat vor
Vertragsabschluss informiert und um eine
Meinungsbildung gebeten. Alle bis auf einen
standen hinter mir.“ Dass ihm nun ein „Sturm der
Intoleranz und Unverständnis entgegenschlägt“,
könne er zwar in gewissem Maß nachvollziehen.
„Das darf jedoch meine Neutralität zur Erfüllung
meiner Amtspflicht nicht tangieren“, sagt er –
und gibt zu:“Ich habe mit starken Bauchschmerzen
ja gesagt.“
Die werden auch dadurch nicht besser dass schon
jetzt drei Gegenveranstaltungen geplant und nach
seiner Auskunft auch genehmigt sind. Neben den
politischen Parteien, die Flagge zeigen wollen,
hat auch Martin Grüning aus Kerpen nach eigenem
Bekunden eine „Gegendemonstration angemeldet“.
ER sagt:“ ich hoffe möglichst viele Menschen
davon überzeugen zu können, dass eine Politik,
wie sie die AfD betreiben will, für niemanden in
Deutschland gut ist.“ Er findet
es zumindest bedauerlich, dass
der Partei die Möglichkeit zum
Wahlkampfauftritt geboten wird.
Er sagt: „In den Kommunen ist es
Usus, dies nach Leibeskräften zu
vermeiden.
Auch das Forum Eine Welt, ein
Verein, der sich seit Jahrzehnten
um ein friedliches und gedeihvolles
Miteinander der verschiedenen
Kulturen in der Eifel einsetzt, mobilisiert
derzeit allerlei Kräfte. So sagt die Vorsitzende
Christa Karoli aus Gerolstein: „Wir machen auf
jeden
Fall etwas. Was genau, wird aber
noch besprochen." Ihr schwebt
großes buntes Fest mit Musik und
den unterschiedlichsten Gruppen
und Kulturen vor, eventuell ein großes
öffentliches Stadtpicknick. Dafür
suche sie derzeit Partner wie
Kirchen, die Caritas, Gewerkschaften,
Parteien und soziale Gruppen
und Institutionen. Sie sagt: „Wir
wollen zeigen: Die Eifel ist bunt
und sie bleibt bunt."
Dem Antragsteller für die Nutzung
des Rondells, Mario Hompe
vom AfD Kreisverband Vulkaneifel
hat der Stadtbürgermeister per
Mail geschrieben: „Ich hoffe, dass
Ihre Veranstaltung nicht Anlass zu
unkontrollierbaren Protesten wird
(...) Wie Sie wissen, wurde unser
Zustimmung unter der Voraussetzung
friedlicher Meinungsbildung
und der Einhaltung legaler Verwaltungsvorschriften
erteilt."
Auf ein Grußwort als
Hausherr
will Bongartz bei der AfD-Veranstaltung
bewusst verzichten: „Ich
will diese Leute und ihre Polk
nicht aufwerten." Beim Forum Eine
Welt hingegen „werde ich gerne ein
paar Takte sagen".
Trierischer Volksfreund, 7. Juli 2017
KOMMENTAR
Runter vom Sofa!
Ein Besuch, der vielen nicht schmeckt - AfD-Wahlkampfveranstaltung in Gerolstein VLADI NOWAKOWSKI
Ganz kleiner Vorgeschmack auf Gerolstein: Beim Wahlkampfauftritt eines
AfD-Landespolitikers in Daun diese Woche haben sich spontan einige Protestler
zur Gegenkundgebung getroffen. TV-Foto: Stephan Sartoris Foto: (e_daun )
GEROLSTEIN
Der AfD-Wahlkampfveranstaltung im Gerolsteiner Rondell mit Beatrix von Storch,
Alice Weidel und Sebastian Münzenmaier stellt sich am Freitag ein breites
Bündnis entgegen - mit einem Stadt-Picknick.
Ursprünglich war das Stadt-Picknick unter dem Motto "Alle an einem Tisch" auf
dem Brunnenplatz geplant, darf nun aber auf dem Parkplatz unterhalb des Rondells
ablaufen - und damit direkt vor den Augen der AfD-Parteimitglieder, die am
Freitag in der Stadthalle zusammenkommen.
"Wir wollen Präsenz zeigen und uns nicht am anderen Ende der Stadt verstecken",
sagt Christa Karoli vom Gerolsteiner Forum Eine Welt, einem der vielen
Veranstalter der Aktion unter dem Motto "Die Eifel bleibt bunt".
Darin will Hompes wissen, mit welcher Personenzahl vor dem Rondell zu rechnen
sei und bittet: "Uns über eventuelle Kundgebungen im Bereich der Stadthalle zu
informieren, so dass wir unseren Sicherheitsdienst informieren können."
Bunter Protest bei deutschem Kartoffelsalat
Friedlich Flagge zeigen: Rund 300 Eifeler empfangen die AfD in Gerolstein mit
Kunst und Musik
VON STEPHAN SARTORIS
GEROLSTEIN
Es kommt ja nicht so häufig vor, dass Parteien an einem Strang ziehen, aber wenn
es um die Alternative für Deutschland (AfD) geht, kommt zusammen, was sonst nur
schwer unter einen Hut zu bringen ist. Die im Kreistag Vulkaneifel vertretenen
Parteien (CDU, SPD, Grüne, FDP, FWG, Linke) gehören zu einem breiten Bündnis,
das an diesem Tag friedlich Flagge zeigt, weil die AfD in der Gerolsteiner
Stadthalle Rondell zum laut Plakat „großen Wahlkampfauftakt“ einlädt.
Ursprünglich war das Stadt-Picknick unter dem Motto „Alle an einem Tisch“ auf
dem Brunnenplatz geplant, findet aber nun auf dem Parkplatz unterhalb des
Rondells statt – und damit direkt vor den Augen derer, die zur AfD-Veranstaltung
in der Stadthalle kommen. Ein buntes Bild, das sich da bietet. Und was Christa
Karoli, Vorsitzende der Forums Eine Welt und eine der maßgeblichen
Organisatoren, richtig freut: „Toll, wie viele Leute hier zusammengekommen
sind.“ Es gibt Musik und jede Menge Essen, darunter ein „urdeutscher
Kartoffelsalat, den auch die AfD problemlos essen könnte“, sagt die Frau, die
ihn mitgebracht hat. Die Polizei hat viele Beamte nach Gerolstein beordert, sie
zeigt Präsenz vor allem auch am Bahnhof, der nur wenige Meter von den
Veranstaltungsorten entfernt ist.
„Es bleibt friedlich, so haben wir uns das gewünscht“
Ein buntes Bündnis aus Parteien und Bürgern hat gegen die Wahlkampfveranstaltung
der AfD im Gerolsteiner Rondell protestiert. VLADI NOWAKOWSKI
GEROLSTEIN
Richtig laut wird es am Freitagabend in Gerolstein erst, als sich eine Gruppe
der Partei die Linke dazu entschließt, zum Bahnhof zu marschieren, um dort
AfD-Mitglieder zu empfangen, die mit dem Zug anreisen. Ganz kurz wirken auch die
vielen Polizisten nervös, die um das Rondell herum eingesetzt sind. Doch das mit
roten Fahnen und Trillerpfeifen ausgestattete „Empfangskommando“ macht zwar
mächtig Lärm, bleibt aber friedlich.
TV-Online, 06.08.2017
/ TV, 07.08.2017 |