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Samstag, 9. November 2002, Eifel-Film-Bühne Hillesheim

 

Eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht mit Filmen und Musik

Aktionskreis gegen rechte Gewalt und Eifel-Film-Bühne mit gemeinsamem Pogramm

„In diesem Land mit seiner großen humanistischen Tradition dürfen Antisemitismus und Fremdenhass nie wieder aufflammen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Daniel Botmann von seinem Publikum, das anlässlich des Jahrestags der Reichspogromnacht am 9. November in die Eifel-Film-Bühne Hillesheim gekommen war, um an der gemeinsamen Veranstaltung des „Aktionskreises gegen rechte Gewalt“ und der Eifel-Film-Bühne zum Gedenken an die Ereignisse von 1938 teilzunehmen. Das Motto „Gemeinsam für Toleranz“ sollte eine Verbindung herstellen zu dem Filmprojekt „Kino für Toleranz“, in dessen Rahmen die Eifel-Film-Bühne einige Monate lang Filme gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus zeigt.

Auf dem Nachmittag-Programm stand der Film „Die Sprungdeckeluhr“ (BR Deutschland 1990, Regie: Gunter Friedrich): Zwei Kinder, deren Eltern vor der Gestapo fliehen müssen, versuchen, die Sprungdeckeluhr des Vaters, in der sie geheime Informationen vermuten, vor dem Zugriff der Geheimpolizei zu schützen und dem Vater zuzuspielen. Bis es zu einem kurzen Wiedersehen kommt, haben die Kinder viele gefährliche Situationen zu bestehen. In erster Linie wohl für Kinder und Jugendliche gemacht, zog dieser spannende und mit Sinn für Humor inszenierte Film auch die (wenigen) Erwachsenen in seinen Bann.

Der Abend in der Eifel-Film-Bühne wurde eingeleitet durch das Konzert „Dos is Jiddisch...“.In ihren Liedern – überwiegend in jiddischer Sprache – erinnerten Daniel Botmann (Gesang) und Isak Solomon (Klavier) an das Leben der Juden im osteuropäischen Stetl. Es waren Lieder voller Melancholie (z.B. „Vi ahin soll ich gejn?“/“Wohin soll ich gehen?“ oder „Papirossen“/“Zigaretten“), aber voll auch überschäumender Lebensfreude; so insbesondere das Tanzlied „Jiddische Medley“, das nach Botmanns Auffassung das jiddische Wesen in wenigen Takten zusammenfasst. Beeindruckend auch die „Jiddische Mame“, eine Hymne auf die jiddische Mutter, und das in Neuhebräisch geschriebene Liebeslied „Erew schel Schoschanim“. Bei zwei wohl recht bekannten Liedern, nämlich „Dona Dona“ und „Hava Nagila“ stimmte das Publikum in den Gesang mit ein.

Die beiden Interpreten, die demnächst auch in Wittlich ein Konzert geben werden, haben einen engen Bezug zur jiddisch-jüdischen Kultur: Der Pianist Isak Solomon stammt aus Moldawien, einem der ehemaligen Zentren jiddischen Lebens. Er ist durch eine Reihe von Auftritten international bekannt geworden; auch das Hillesheimer Publikum zeigte sich von seinem virtuosen Spiel begeistert.

Sein Schüler Daniel Botmann ist in Israel geboren und fungiert heute als Vorbeter der Jüdischen Kultusgemeinde Trier.

Auch der auf das Konzert folgende Film „Wir müssen zusammenhalten“ des tschechischen Regisseurs Jan Hrebejk aus dem Jahre 2000 ist durch eine Mischung von Grundstimmungen, von dramatischen und witzig-komischen Elementen geprägt: Der Prager Bürger Josef Cizek scheint 1943 das Ende des Krieges einfach abzuwarten. Träge verbringt er Tag für Tag auf dem Sofa und seine Frau Marie ist kurz davor die Geduld zu verlieren. Für Aufregung sorgt der regelmäßige Besuch des Sudetendeutschen Horst, der mit seinen Hitlersprüchen nervt. Als der aus dem Dorf stammende David Wiener auf der Flucht in der Wohnung des Ehepaars unterkommt, werden die Besuche von Horst brandgefährlich. Schließlich darf niemand erfahren, dass sie einen Juden verstecken. Der Film mit seiner allgegenwärtigen Dramatik – eingepackt in viel Witz und Ironie – , ein Film, in dem auch ein Nazi-Kollaborateur mit all seinen Schwächen und seinen erbärmlichen Machtposen ein Mensch bleibt, riss auch das Hillesheimer Publikum von seinen Kino-Sesseln.

Die einzelnen Programmteile der Veranstaltung zur Reichspogromnacht wurde durch eine kleine, aber hervorragend zusammengestellte Bücherausstellung zum Thema „Antisemitismus“ miteinander verbunden, für die die Hillesheimer Buchhandlung „Lesezeichen“ verantwortlich zeichnete.


Dos is Jiddisch...
 

Dos is Jiddisch...:  Isak Solomon und Daniel Botmann
 
Herzlichen Glückwunsch für das gelungene Konzert!


Fotos: Hans-Joachim Stief